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Hildegard von Bingen

Das der Hl. Hildegard gewidmete Programm reflektiert die schon seit ihrer Kindheit erlebten Visionen in der Musik.
Hildegards musikalisches Werk beginnt erst mit ihrem 52. Lebensjahr Sie vertonte 77 ihrer Gedichte und schuf zusätzlich das eindrucksvolle liturgische Drama Ordo Virtutum.
Die Dichtung ihrer Gesänge ist von strahlender Bildhaftigkeit, in apokalyptischer, visionärer Sprache, von erhabener Schönheit und tiefem Empfinden.
Im Vergleich zum Gregorianischen Choral ist der Ambitus der Melodien ungewöhnlich weit, bis zu 2 1/2 Oktaven.
Große Melismenfreudigkeit herrscht vor. Sogar "sequentia" und "ymnus" - eigentlich syllabische Gattungen - sind mit reichen Ornamenten versehen.
Die Melismen heben wichtige Begriffe, wie Deus, Rex, Maria, Mater, Stella Maris, Virga u.ä. hervor.
Hohe Töne kennzeichnen die Sonne, den Flug, tiefe die Dunkelheit (obscuritas) oder den Teufel.
Pflanzen, Kräuter und Blumen erscheinen in besonderem Schmuck, in anmutigen Floskeln. Bewegte Ruhe, ruhige Bewegung kennzeichnen die Übergänge von einem zum anderen.
Die Gesänge stellen charismatische, prohetische Aussagen dar.
Sie umfassen Diesseits und Jenseits, Welt, Mensch, Gott, Schöpfung. "0 virtus sapientiae" - eines ihrer Lieblingslieder jubelt angesichts der Weisheit Gottes, die das All liebend umkreist."
Für unsere Darstellung der Musik Hildegards war v.a. der Melodieverlauf anhand präziser Textdeutung maßgeblich.
Dabei hilft das leicht nachzuvollziehende deutsche Sprachgefüge in Hildegards Latein. Die "Sibylle des Rheinlandes" hörte, wie schon Notker von Sankt Gallen, Musik und Text zusammen, bevor sie sie niederschreiben ließ.
Die Äbtissin verinnerlichte noch das von Boethius überlieferte antike Erbe, die Vorstellung der Musik als Abbild des Kosmos, der Sphärenharmonien, der musica mundana und deren Widerspiegelung in der musica humana, des menschlichen Mikrokosmos gegenüber dem himmlischen Makrokosmos.
Diese "Visio" ist Hildegards Theologie der Musik und Mittelpunkt ihres musikalischen Denkens in "harmonia" und "symphonia" (Übereinstimmung). Ihr Mittel, mit dem die himmlische Gemeinschaft erlangt wird, ist die Musik.

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