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Programme

Missa In Die Paschae

Puer Natus Est Nobis

Hildegard von Bingen

Ave Maris Stella

Nova Cantica


Das Neue Lied Aquitaniens

  1. Martialem chorus noster laudet letus
  2. Patris ingeniti filius
  3. Res iocosa quod hec rosa
  4. Be deu hoi mais finir nostre razos
  5. O Maria deu maire deu t'es e fils e paire
  6. Letamini plebs hodie fidelis
  7. In hoc anni circulo
  8. Congaudeat turba fidelium
  9. Nuptialis hodie
  10. Jubilemus exultemus intonemus canticum
  11. Clara sonent organa
  12. Noster cetus psallat letus
  13. Festa dies hodie virgo pura
  14. Novum festum celebremus
  15. Ad honorem sempiterni gregis
  16. Veri solis radius
  17. Nata est hodie
  18. Stirps Jesse florigeram germinavit virgulam
  19. O primus homo corruit
  20. Mundus ovans repletur gaudio
  21. Benedicamus Domino

Nova Cantica

Versus Saint-Martial

Im alten Königreich Aquitanien, im südwestlichen Frankreich, der Region der Langue d'oc und des Provencalischen, steht im Zusammenhang mit der ältesten Trobadorlyrik das Benediktinerkloster Saint-Martial de Limoges, dessen Bedeutung für die kirchliche Dichtung schon im 9.Jh. wegweisend war.
848 wurde das Kloster gegründet, dessen erhaltene Handschriften den Abschluß einer jahrhundertealten künstlerischen Entwicklung und Einleitung des Neuen darstellen. Im 11. und 12.Jh. war Aquitanien noch immer ein Zentrum des Dichtens und Komponierens. NOVA CANTICA entstanden im ganzen Land und wurden liebevoll in den Klöstern in alten und neu angelegten Handschriften gesammelt.
Das NEUE LIED meint die Anfänge einer neuen Liedkunst im provencalischen Vers der Trobadors und zur gleichen Zeit im lateinischen neuartigen Strophenlied, dem VERSUS. Als die Trobadors im 11.Jh. ihre ersten strophischen Lieder schufen, stand die neue Formenkunst St-Martials bereits in hoher Blüte. Zentrum der Jakobs-Pilger, Versammlungsort der Trobadors, war Limoges, Stadt des Emailles, der Goldschmiedekunst und der Buchmalerei, Mittelpunkt des Limousin.
Der Versus wurde in der Messe, im Offizium, aber auch außerhalb des Gottesdienstes von den Klerikern gesungen und gespielt - ein glänzendes Gegenstück zu den entstehenden Trobadorgesängen, das in der Ankunft des Sohnes Gottes und der Verehrung der Gottesmutter ein unerschöpfliches Thema fand.
Parallel zur sich entwickelnden romanischen Baukunst wiesen die Lieder im Wechsel zwischen bedeutungsvollem Wort und immer neuer musikalischer Ausgestaltung eine Vielfalt von Ausdrucksmöglichkeiten auf.

Es finden sich Vertonungen aus Boethius' "De consolatione-philosophiae", aus Gedichten des Gottschalk, des Paulinus von Aquileia und spanischer Autoren, und die Bibliothek von St-Martial, die größte neben Cluny, enthielt die Schriften der Kirchenväter Augustinus, Hieronymus, Ambrosius und Gregors des Großen, Heiligenviten, sowie Traktate wie Guido von Arezzos "Musica".

Die Versus, später Conductus genannten Begleitgesänge der verschiedenen Prozessionen der Kirche oder des Klosters zum Taufbrunnen, zum Lesepult oder zur Begleitung des Evangeliars, waren von Anfang an musikalische Meisterwerke, die solistisch, aber auch chorisch vorgetragen wurden. Das erhöhte Liturgie und Gottesdienst in ungeahntem Maß.

Gegenüber früheren Quellen sind die aquitanischen Versaria, die ab dem 11.Jh. erscheinen, volkstümlicher im Ton und einfacher in der Sprache.
Sie wollen unmittelbar emotionale Reaktion hervorrufen, eine warme fromme Glut entfachen.

Die Abtei Saint-Martial war auch führendes Zentrum der schriftlich notierten Frühen Mehrstimmigkeit.
Neue Kompositionstechniken beinhalteten radikalen Wechsel in der Textwahl und neue Notationsmethoden. Keine Werke der frühen westlichen Polyphonie weisen so mutiges Neuerertum auf.
Mit weitreichenden Konsequenzen wandten sich die aquitanischen Komponisten von den etablierten liturgischen Kategorien, an welche die früheste Mehrstimmigkeit gebunden war, ab, begriffen ihre Texte und Tonsätze als frischblühende Haine rhythmischer Dichtung und stießen die Polyphonie in die vorderste Front des fortschrittlichen Denkens.

Musikalisch und textlich sind die aquitanischen Versus Vorläufer der bis zu vierstimmigen Pariser Kompositionen des 13.Jahrhunderts, hier wie dort ist der Text gereimte, strophische akzentuierte, Dichtung. Ihre gemeinsamen Themen sind die Weihnachtszeit, die Inkarnation, die Jungfrauengeburt, usw.
Der Auftrag dieser religiösen Musik ist pastoral. Dabei bewirkt eine rationale Musikauffassung Hinwendung zur Umwelt und damit auch eine neue Musikkonzeption.
Kunsthistorisch ist diese musikalische Hochromanik gekennzeichnet von einer ausgeglichenen gestalterischen Ordnung, weit entfernt von der Zeit der Karolinger und ihren kontroversen Auseinandersetzungen, getrennt von ihr durch eine große Pause der Erholung und des neuen Aufblühens.
Peter Gutzeit

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